Online-Marketing: Wollmilchsau gesucht!

Neue Fraunhofer-Studie belegt: Mitarbeiter erachten Fach- und Managementkompetenzen für den digitalen Wandel als elementar

Online-Marketing: Wollmilchsau gesucht!

Die Anforderungen für Jobs im Onlinemarketing sind hoch. Angefangen bei CMOs über das mittlere Management bis hin zu Spezialisten und Mitarbeitern müssen alle deutlich mehr können als in den ersten Tagen des Onlinemarketings in den späten 90er Jahren – und auch deutlich mehr als vor fünf, zwei oder einem Jahr. Angesichts der fehlenden Fachkräfte in diesen Arbeitsbereichen machen die Arbeitgeber schon beim Nachwuchs Druck: Warum gerade in Deutschland und wie sich das ändern lässt, erklärt Online-Marketing-Experte und Studieninstitut-Dozent Michael Badichler.

Sind deutsche Firmen ausreichend auf die digitale Transformation und damit auf Online-Marketing vorbereitet?

Michael Badichler: Ich bin immer wieder erstaunt, wie wenig das Wissen rund um das Thema Online-Marketing im deutschsprachigen Raum ausgeprägt ist. Vor allem im Management gibt es noch häufig Lücken. Das liegt zum einem an der Altersstruktur des Managements, d.h. dass diese Manager noch ohne Internet in ihr Berufsleben eingestiegen sind und die Scheu vor den Neuen Medien noch groß ist. Zum anderen liegt es daran, dass an den Universitäten, Hochschulen etc. das Thema Onlinemarketing nicht ausreichend genug oder gar nicht vermittelt wird, so dass Berufseinsteiger sich dieses Wissen nebenberuflich aneignen müssen.

Welche Fehler sehen Sie zurzeit in der schleppenden Digitalisierung in vielen Firmen?

Michael Badichler: Viele Firmen gehen zu zaghaft bei der Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle voran und das liegt vor allem am Know-how in den digitalen Medien und im Online-Marketing. Junge engagierte Mitarbeiter haben oft sehr gute Ideen, aber nicht die Möglichkeit, diese in ihren Firmen umzusetzen, da das Vertrauen in die neuen Technologien und in die jungen Mitarbeiter zu wenig ausgeprägt ist. Unter dem Stichwort ‚Digital Leadership‘ ist es wichtig, dass sich das Management wirklich mit dem Thema Online-Strategien und Online-Marketing beschäftigt und ihre Teams motivieren und befähigen. Das Thema Online-Marketing ist Führungsthema und muss von oben gesteuert werden - und nicht nur aus einer Abteilung heraus.

Wie ist der derzeitige Stand in den mittelständischen Unternehmen in punkto Digitalkompetenz?

Michael Badichler: Nur 5 von 100 Firmen haben derzeit eine Digitalstrategie bzw. eine Strategie für ihr Onlinemarketing. Viele Mittelständler haben regelrecht Angst davor, die neuen Medien anzugehen. Dort gibt es immer wieder neue Begriffe, neue Angebote, neues Handling, in diese neuen Tools muss man sich reinarbeiten. Beispielsweise das sogenannte Customer Journey, ein Begriff aus dem Marketing, der die einzelnen Zyklen bezeichnet, die ein Kunde durchläuft, bevor er sich für den Kauf eines Produktes entscheidet. Dafür müssen sich die Unternehmen digital wappnen. Denn ein Unternehmer muss wissen, wie er seine Kunden erreichen kann.

Wie sehen Sie die Berufsaussichten für gut ausgebildete Online-Marketing-Manager?

Michael Badichler: Die einzige Möglichkeit, sich der digitalen Transformation zu stellen, ist genau in diesem Bereich zu investieren und die Mitarbeiter für die Herausforderungen fit zu machen. Das betrifft alle Online-Marketing-Disziplinen von Email-Marketing bis Google Ads, aber auch strategische Skills, z.B. neue digitale Geschäftsstrategien und Modelle im Onlinebereich zu entwickeln. Gut ausgebildete Online-Marketing-Manager haben sehr gute Berufschancen und Entwicklungsmöglichkeiten. Es gibt auch zunehmend sehr hoch bezahlte Spezialisten in der Online-Branche, wie z.B. einen Conversion-Optimierer, SEO-Specialist, E-Commerce-Manager oder Cross Channel Manager.

Foto: Badichler / Studieninstitut