Fokusthema: CSR-Manager kümmern sich in Unternehmen um Corporate Social Responsibility - und werden dringend gebraucht

Corporate Social Responsibility ist in nahezu jedem Unternehmen sinnvoll. Lesen Sie hier im Interview, warum das so ist.

Fokusthema: CSR-Manager kümmern sich in Unternehmen um Corporate Social Responsibility - und werden dringend gebraucht

In erster Auflage starten wir im Herbst 2015 das Kompaktseminar zu Corporate Social Responsibility, kurz CSR. Denn wir sind überzeugt, dass CSR für immer mehr Unternehmen zum Dauerthema wird. Ein CSR-Manager analysiert die Möglichkeiten des Unternehmens, hier aktiv zu werden. Er setzt Strukturen zur Umsetzung auf, überwacht die Einhaltung nötiger Standards und wägt auch ab, welches Engagement etwa wo Sinn macht. Oder auch nicht. Mehr dazu erfahren Sie übrigens auch in unserem kostenlosen CSR-Webinar im Austausch mit der Dozentin Tanja Knecht am 08.07.2015 von 17:00 bis 18:00 Uhr. Tanja Knecht, die das neue Seminar auch entwickelt hat, ist neben den beiden Nachhaltigkeits-Experten Jürgen May und Dirk Walterspacher die leitende Dozentin. Im Interview wollten wir von ihr wissen, was sich genau hinter dem Begriff CSR verbirgt.

Tanja Knecht: Corporate Social Responsibility (CSR), häufig auch Corporate Responsibility (CR) genannt, bezeichnet die Verantwortung, die Unternehmen, Organisationen und Institutionen gegenüber Umwelt und Menschen einnehmen. Das erstreckt sich auf die drei Dimensionen Ökologie, Ökonomie und Soziales. Unternehmen stehen heute wie nie zuvor vor der Herausforderung, ihrer Verantwortung im gesellschaftlichen, ökologischen und sozialen Kontext nachzukommen. Gleichzeitig bieten sich den Unternehmern, die das rechtzeitig erkennen und ihr Handeln strategisch danach ausrichten, neue Chancen und Wettbewerbsvorteile. Hinzu kommt, dass Konsumenten wie auch Mitarbeiter zunehmend berücksichtigen, inwiefern sich ein Unternehmen seiner Verantwortung stellt.

Was hat Sie auf die Idee eines CSR-Lehrgangs gebracht und wie entstand die Idee der Kooperation mit dem Studieninstitut?

Für mich war das die logische Schlussfolgerung meiner beruflichen und persönlichen Entwicklung. Ich bin mittlerweile seit 20 Jahren in der Event-, PR- und Kommunikationsbranche tätig, darunter viele Jahre in internationalen MICE-Agenturen (Meetings, Incentives, Conventions und Events) zunächst im Vertrieb und Key Account Management, später im Marketing und der PR. Als Pressesprecherin und Leiterin der Corporate Communications für eine große globale Agentur mit amerikanischer „Mutter“ lernte ich von amerikanischen und englischen Kollegen interessante Projekte kennen. Projekte, die zwei Welten – einerseits die glitzernde Eventwelt und andererseits die Welt des sozialen Engagements – verbinden. Und zwar in Form von „Corporate Volunteering-Programmen“. Unsere Agentur kooperierte hier in England und USA mit einer Charity-Organisation, die Manager auf Zeit in soziale und nachhaltige Projekte entsendet, und wir boten dies im Rahmen von „Performance Improvement“-Programmen unseren Kunden an. Vor zehn Jahren war Deutschland für derartige Projekte noch nicht offen. Das sieht ja heute ganz anders aus.

Ich habe mich dann vor einigen Jahren selbständig gemacht mit einer eigenen PR- und Beratungsagentur, mich selbst weiter gebildet u.a. mit einer  Ausbildung zum CSR-Manager und zum systemischen Business Coach. So kann ich heute meine Werte leben und dieses „sinnhafte Arbeiten“ konsequent mit meinem fachlichen Know-how verbinden. Nur ein Beispiel ist die IMEX, für die ich maßgeblich die CSR-Strategie mitgestaltet habe. Die verschiedenen soziale Projekte wie das jährliche „Charity Cooking@Lichtblick“ in einem Obdachlosenheim in Frankfurt sind vielen sicher ein Begriff. Seit zehn Jahren bin ich zudem mit großer Begeisterung als Dozentin für das Studieninstitut für Kommunikation sowie für Berufsakademien und Fachhochschulen in den Bereichen Eventmanagement, Public Relations und Marketing tätig. Da lag es nahe, beides zu verbinden, und einen eigenen Lehrgang zu konzipieren.

Was wollen und können Sie den Teilnehmern in sechs Tagen Lehrgangsdauer vermitteln?

Ich möchte neben den wesentlichen Grundlagen ein tiefgehendes Verständnis des „Gedankenguts CSR“ – in sozialer, ökologischer und ökonomischer Dimension - vermitteln. Denn zunächst ist CSR ein Selbstverständnis, muss verstanden, gewollt und (vor-)gelebt werden. Erst auf dieser Basis können CSR-Programme und –Projekte entstehen.
Die Teilnehmer erhalten eine fundierte theoretische und strategische Basis, die die historische Entwicklung der CSR und die wesentlichen Standards und Siegel umfasst sowie natürlich alles, was eine gute CSR-Strategie ausmacht. Wir lernen CSR-Instrumente und –Maßnahmen sowie CSR- und Stakeholder-Kommunikation kennen. Wir beleuchten die betriebswirtschaftliche Dimension und die Rolle der CSR als Wettbewerbsvorteil und Innovationstreiber. Wichtig ist mir der Schulterschluss der Theorie mit der Praxis: Wir bringen jede Menge konkrete Praxisbeispiele ein und sprechen auch über die Möglichkeiten und Grenzen von CSR wie z.B. über Implementierungswiderstände. Denn leider gibt es viel zu viele Projekte, die lediglich einen „grünen“ oder „blauen“ Anstrich haben, aber ehrlicherweise nichts mit CSR zu tun haben. Mich persönlich begeistern vor allem die vielen Möglichkeiten, die CSR im Rahmen der Personalentwicklung und Motivation als identitätsstiftender Faktor bietet und das positive Welt- und Menschenbild, das ich mit CSR verbinde. Und: CSR macht Spaß!

Der Lehrgang geht also weit über den Gedanken einer „grünen Veranstaltung“ hinaus und zeigt auf, welche tatsächlichen strukturellen Veränderungen CSR ganzheitlich leisten kann.

Sind Vorkenntnisse nötig oder kann hier fast jeder in das Thema einsteigen?

Vorkenntnisse sind keine notwendig. Vielmehr wünsche ich mir ein intrinsisches Interesse der Teilnehmer. Einfacher formuliert: Dieses Thema erfordert Neugier und Wille zu Veränderungen…

Für wen eignet sich der Lehrgang?

Der Lehrgang ist speziell für die Anforderungen der MICE-,  Kommunikations- und Tourismusbranche konzipiert. Darüber hinaus werden branchenübergreifend interdisziplinäre Grundsätze und Zusammenhänge beleuchtet.

Frau Knecht, es werden auch zwei renommierte Gastreferenten in das Seminar eingebunden. Können Sie bitte mehr über diese Experten sagen und auch, inwiefern dies ein enormer Gewinn für die Weiterbildung ist?

Wir freuen uns sehr, dass wir Dirk Walterspacher, Geschäftsführer der ForestFinest Consulting GmbH, und Jürgen May, Geschäftsführer der 2bdifferent GmbH, dabei sind. Mit persönlich war es bei der Auswahl unserer Experten wichtig, unseren Teilnehmern ganz konkrete praktische Einblicke aus verschiedenen Perspektiven in die CSR geben zu können und so den berühmten Blick über den Tellerrand zu ermöglichen. Mit Herrn Walterspacher konnten wir einen Experten gewinnen, der mit dem Geschäftsbereich CO2OL bereits seit 1998 Unternehmen, Verbände und Privatpersonen unter anderem in der Veranstaltungs- und Eventbranche berät. Sie alle erfahren, wie sie Nachhaltigkeits- und Klimaschutzstrategien, bis hin zur Klimaneutralität, entwickeln und erfolgreich im Unternehmen bzw. in einem Projekt umsetzen können. CO2OL hat über 500 Meetings und Events in Nachhaltigkeitsfragen betreut und war verantwortlich für die Entwicklung der FAMAB Branchenstandards „Sustainable Company“ und „Sustainable Project“. Herr Walterspacher wird unter anderem einen Überblick über die am Markt bestehenden Siegel, Standards, Ratings und Rankings zur Bewertung der Nachhaltigkeit von Produkten, Projekten und Unternehmen geben.
Herr May bietet uns als Experte der MICE-Branche wertvolle Einblicke in die „Corporate Welt“ und zeigt uns in verschiedenen Praxisbeispielen, wie die Entwicklung einer CSR Strategie aus Agentur- und auch aus Kundensicht aussehen kann. Er richtet sich speziell an die Event- Messe- u. Meetingbranche, um dort neue Wege der Fairness, Transparenz und Wertschätzung zu etablieren. Auf Grundlage seiner Basisqualifikation Umweltmanagement – gemäß ISO 14001 und EMAS und als Auditor für nachhaltiges Eventmanagement nach ISO 20121  berät er Unternehmen, Verbände, Organisationen, Veranstalter und Agenturen zur Entwicklung nachhaltiger und klimafreundlicher Kommunikations-Strategien im Event- und Sportbusiness. Als Inhaltsgeber und Referent entwickelte er in Zusammenarbeit mit Dirk Walterspacher für das GCB German Convention Bureau das aktuelle Aus- und Weiterbildungskonzept „Weiterbildung zum Nachhaltigkeitsberater 2.0 für die Veranstaltungsbranche“, das  von der Deutschen UNESCO-Kommission als Projekt der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ ausgezeichnet wurde.

Frau Knecht, wie schätzen Sie den Bedarf im Markt und in der Eventbranche ein?

Ich bin überzeugt, dass wir mittlerweile einen steigenden Bedarf im Markt haben und dieser sich zunehmend strukturell auswirkt. Das betrifft natürlich nicht nur den MICE-Markt, aber eben auch. Ich führe hier immer gerne folgendes Beispiel an: Ich selbst ernähre mich seit 25 Jahren rein vegetarisch und bin die ersten Jahre sehr oft belächelt worden. Heute schießen die veganen Lokale nur so aus dem Boden. Ich bin mir sicher, dass dies nicht nur eine Modeerscheinung ist, sondern eines der Zeichen dieses strukturellen Wandels ist. Die fleischverarbeitende Industrie hat sich darauf bereits eingestellt und stellt teilweise ganze Produktionsstraßen von Fleisch auf Tofu um (wobei wir jetzt ehrlicherweise auch darüber sprechen müssten, wie nachhaltig verträglich die industrielle Sojaproduktion ist).
Die Betrachtung der Wertschöpfungskette – sei es nun in der Lebensmittelproduktion, der Bekleidungsindustrie oder eben der Veranstaltungsbranche – erfährt einen immer höheren Stellenwert, den Medien sei Dank. Viele Unternehmen, darunter auch in der MICE-Branche, haben bereits eigene CR bzw. CSR Abteilungen installiert. Und  in Ausschreibungen ist es zumeist schon üblich, CSR- Komponenten mit abzufragen. Viele Leistungsträger der MICE-Branche bieten ökologisch und sozial produktive Produkte und Dienstleistungen an.

CSR kann hier auch als Recruitment-Vorteil für Nachwuchskräfte dienen: So kommen nach meinen Vorlesungen immer wieder interessierte Studenten auf mich zu und fragen, wo man sich denn bei Agenturen und Leistungsträgern bewerben können, die das CSR- Gedankengut leben. Es wird künftig immer mehr hoch interessante Jobs wie CSR-Manager und Nachhaltigkeitsberater geben - dies mit sehr komplexen Anforderungen.

Warum sollte auch ein Eventmanager Ahnung von CSR haben?

CSR ist kein Trend, der morgen wieder verschwindet. CSR entwickelt sich immer weiter zum „Hygienefaktor“. Das bedeutet, dass ich als Eventmanager wissen muss, welche kritischen Themen zu beachten sind, an welchen Stellschrauben ich drehen kann und welche Fragen ich stellen muss. Da geht es auch um Sensibilisierung und Führung – der Leistungsträger, der Teilnehmer und der Kollegen. Und manchmal auf der eigenen Chefs. So kann auch unsere Branche zu dieser strukturellen Entwicklung beitragen.

Frau Knecht, herzlichen Dank für das Gespräch!

Übrigens: Tanja Knecht engagiert sich auch persönlich im Bereich CSR – und hat das Camp „Happy Kids Camps Chiemsee“ ins Leben gerufen. Lesen Sie mehr über die Initiative – und sehen Sie selbst, was CSR schon im Kleinen leisten und erreichen kann.

Bildquelle: Tanja Knecht