CSR-Berichtspflicht: Zu guter Letzt betrifft es (indirekt) fast jedes Unternehmen

Die CSR-Berichtspflicht gilt für ausgewählte Unternehmen. Und betrifft dennoch mehr Marktteilnehmer als vermutet. 5 Fragen an Jan Kalbfleisch, FAMAB e.V..

CSR-Berichtspflicht: Zu guter Letzt betrifft es (indirekt) fast jedes Unternehmen

Branchenmedien haben bereits über das Gesetz zur CSR-Berichtspflicht informiert. In gewisser Weise kann leichte Entwarnung gegeben werden: denn es sind rein kapitalmarktorientierte Unternehmen, Kreditinstitute und Versicherungsunternehmen dazu aufgefordert – und hier Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern, deren Bilanzsumme entweder mehr als 20 Millionen Euro oder deren Umsatzerlöse mehr als 40 Millionen Euro betragen.  In unserer Branche sollte das  - vermeintlich - keinen Markteilnehmer beunruhigen. Entwarnung ist dennoch nicht ratsam: CSR-berichtspflichtige Unternehmen überprüfen nun auch ihre Peripherie, also ihre Lieferanten(ketten). Und das betrifft dann viele Firmen und unsere Branche sehr konkret. Wir wollen dazu Stimmen der Branche hören. Und veröffentlichen nach und nach eine entsprechende Interviewserie. Den Anfang macht Jan Kalbfleisch, Geschäftsführer FAMAB e.V. und Vorstandsvorsitzender LiveCom Alliance.

Q Studieninstitut: „Herr Kalbfleisch, warum gibt es für unsere Branche keine Komfortzone?“
A Jan Kalbfleisch: „Wer sich in unserer heutigen Welt in einer Komfortzone ausruhen möchte, hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt. Die Branche spürt schon heute die veränderten Anforderungen der Auftraggeber in punkto Nachhaltigkeit. Die große Resonanz im Rahmen des ersten FAMAB-Sustainability Summits hat das eindrücklich gezeigt. Diese Entwicklung wird durch die Einführung der CSR-Berichtspflicht noch weiter zunehmen und zukünftig verstärkt auf die Auswahl der Dienstleister ausstrahlen.“

Q Studieninstitut: „Macht es Sinn, sich mit Siegeln zu schmücken, sich selbst vielleicht einem Zertifizierungsprozess in diesem Umfeld zu unterziehen? Wenn ja, warum und mit welchen?“
A Jan Kalbfleisch: „Das eigene Handeln innerhalb eines Zertifizierungsprozesses zu überprüfen, ist aus mehreren Gründen sinnvoll. Die Auseinandersetzung schafft Klarheit, Transparenz und zeigt die Potenziale im Rahmen von nachhaltigen Fragestellungen auf. Das hat sowohl eine Strahlkraft ins Unternehmen als auch nach außen. Wir empfehlen das Sustainable Company Zertifikat des FAMAB. Dabei handelt es sich um eine branchenspezifische Zertifizierung der unabhängigen Klimaschutzagentur CO2OL, mit der der FAMAB eng zusammenarbeitet.“

Q Studieninstitut: „Inwiefern können Eventagenturen von speziellem CSR-Wissen profitieren?“
A Jan Kalbfleisch: „Auftraggeber, die einer CSR-Richtlinie verpflichtet sind, benötigen verantwortungsvolle Partner an ihrer Seite, die wissen, welche Gestaltungsmöglichkeiten es als Veranstalter gibt. Darüber hinaus verändern sich auch die Bedürfnisse der Zielgruppen. Bestes Beispiel hierfür ist das Thema Ernährung. Es wird also zukünftig sogar ein Wettbewerbsvorteil sein, die speziell nachhaltigen Handlungsfelder und Möglichkeiten bei der Konzeption von Live-Kommunikation zu kennen.“

Q Studieninstitut: „Wirkt sich die CSR-Berichtspflicht neben den bekannten Hintergründen wie ökonomisches und ökologisches Bewusstsein, Qualitätskontrolle auch hinsichtlich der vielfältigen Lieferketten u.v.m., auch auf die Attraktivität von Unternehmen und Agenturen aus? Was ist zum Aspekt Mitarbeiterbindung zu sagen?“
A Jan Kalbfleisch: „Unternehmen, die ihr eigenes Handeln selbstkritisch spiegeln und soziale Verantwortung übernehmen, gewinnen zunehmend in der Gunst der jungen Talente. Genau diese Auseinandersetzung fordert die CSR-Richtlinie und damit steigt ganz klar auch die Attraktivität als Arbeitgeber! Unternehmen, die sich glaubwürdig in Richtung Werteorientierung positionieren und gleichzeitig transparent aufzeigen, was sie für das Wachstum ihrer Mitarbeiter tun, haben gute Chancen, langfristig zu binden.“

Q Studieninstitut: „Kann (oder muss?) hier in den Unternehmen Wissen per Weiterbildung aufgebaut werden? Wenn ja, wo, in welchen Abteilungen?“
A Jan Kalbfleisch: „Davon sind wir überzeugt. Der Weiterbildungsbedarf durchzieht das ganze Unternehmen. Angefangen vom Unternehmenschef über die Personalabteilung, den Einkauf bis hin zur Kommunikationsabteilung, die glaubwürdig die Nachhaltigkeitsstrategie nach außen tragen sollte. Es gibt viel zu lernen!“

Studieninstitut: „Ihr Abschluss-Statement bitte, Herr Kalbfleisch: Wie finden Sie das Gesetz grundsätzlich? Was kann es bewirken?“
A Jan Kalbfleisch: „Für mich ist die Einführung der CSR-Berichtspflicht ein weiterer wichtiger Meilenstein! Sie wird für viele Unternehmen hoffentlich Anlass und Anstoß sein, ihre Verantwortung noch stärker wahrzunehmen. Bestenfalls bewirkt sie, dass die Pflicht allmählich zur Kür wird. Denn unser gemeinsames Ziel sollte es sein, in einer gesunden und friedlichen Welt zu leben. Dazu sollte jeder Unternehmer seinen individuellen und nachhaltigen Beitrag leisten.“

Mehr Informationen über das Thema Nachhaltigkeit des FAMAB e.V.
Weiterführende Links zum Thema:

CSR-Berichte
Nachhaltigkeitsrat
CSR in Deutschland, Informationen der Bundesregierung
Informationen im Bundesanzeiger

Bildquelle: FAMAB e.V., Jan Kalbfleisch, Geschäftsführer FAMAB e.V. und Vorstandsvorsitzender LiveCom Alliance.