Vom analogen Saulus zum digitalen Paulus

In der Krise Neues anvisieren und ausprobieren: Wie die Krise Event-Pionier Tom Inden gepusht hat, erzählt er im Interview.

Vom analogen Saulus zum digitalen Paulus

Tom Inden-Lohmar gehört zu den bekanntesten Event-Pionieren der Branche, hat eine Berliner Marke wiederbelebt und wandelt derzeit erfolgreich auf digitalen Pfaden – was er sich vor einigen Monaten selber nicht vorstellen konnte. Wie der Druck der Corona-Krise hier pushte, erzählt er im folgenden Interview selbst.

Tom, wie erlebst Du persönlich derzeit die Corona-Krise mitsamt der Folgen für uns alle? Wie gehst Du damit um? 

Es ist kaum zu glauben, aber man gewöhnt sich doch relativ schnell an die Unnormalität bzw. empfindet das Unnormale als inzwischen als normal. Manches ist auch angenehm. Es ist leiser, leerer, langsamer. Und man hat viel Zeit für sich und mit sich. Die Folgen für unsere Gesundheit haben die Verantwortlichen glaube ich ganz gut im Griff. Allerdings fehlt es mir aktuell an Vorstellungskraft für die wirtschaftlichen Folgen. 

Wie war bislang der Zusammenhalt in der Eventbranche aus Deiner Erfahrung? Hat die Corona-Krise am Zusammenhalt etwas verändert? 

Das wird sich zeigen. Ich glaube nicht daran, dass der Eventmarkt sich in diesem Jahr oder überhaupt wieder ganz erholen wird. Daher wird sich die wahre Solidarität erst nach und nach zeigen. Wie brutal wird das Hauen und Stechen, wenn sich die übrig gebliebenen und neugegründeten Anbieter um einen deutlich kleineren Kuchen streiten? Was bedeutet das für die Preise (wie die Mietpreise der Locations)? Pitchen dann zukünftig doch alle Agenturen wieder kostenlos? Wir werden sehen. Ich bin skeptisch. 

Für Mampe hast einen digitalen Aufruf gestartet. Wie war die Resonanz? 

Die Resonanz war überwältigend, wir haben eine Menge Gutscheine und Produkte verkauft. Letzte Woche fand sogar schon unser erstes digitales Tasting statt. 

Wie habt ihr das digitale Tasting geplant und wie ist es gelaufen? 

Zum einen hatte ich einfach Glück. Meinem jüngsten Sohn gehört „Hypelab“ eine Kölner Social Media Agentur, die mich kostenlos supportet. Und dann habe ich durch Zufall während des Lockdowns die Agentur „Berlins Neue Kinder“ kennengelernt, die sofort von dem Projekt begeistert war und die gesamte technische Abwicklung für ein paar Flaschen Schnaps übernommen hat. So hatte das Ganze nahezu TV-Qualität, kam bei den Zuschauern grandios an und die nächste Folge ist für den 7. Mai 2020 geplant und kann schon im Online-Shop gekauft werden. 

Euer digitales Engagement hat mächtig angezogen: Du bist erfolgreicher Podcaster, und Mampe bietet jetzt neben dem digitalen Tasting auch einen Online-Shop sowie eine digitale Führung durch seine Location an…. 

Ja das stimmt, der Grund liegt u. a. in meiner Art zu arbeiten. Vom Typ her bin ich erst kreativ, wenn ich Druck habe. Den damit verbundenen Schmerz brauche ich, um gut zu sein, denn in meinem Leben war Veränderung immer mit Schmerz verbunden. Vor sechs Wochen hätte ich das noch auf die lange Bank geschoben, unseren Online-Shop genauso wie die digitale Führung. Diese Krise hat dazu geführt, dass der Schmerz so groß war, dass wir in die Pötte kommen mussten. Ohne diesen Lockdown hätte sich sonst nichts geändert. 

Herzlichen Dank für das Interview! 

Fotonachweis: Tom Inden-Lohmar